Eindimensionale Erklärungen für Gewalt und Gewaltkriminalität taugen nicht. Das Risiko für aggressives und gewalttätiges Verhalten erhöht sich Erkenntnissen der Wissenschaft, wenn mehrere belastende Faktoren zusammentreffen und über einen längeren Zeitraum andauern.
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Gewalterfahrungen in der Familie (Gewalt als Mittel der Erziehung)
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Kontakt zu gewalttätigen Gleichaltrigen (peer group)
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zeitliche und inhaltlich unangemessener Medienkonsum, insbesondere der Konsum nicht altersgerechter gewalthaltiger Filme und Computerspiele
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ungünstige Wohn- und Lebensbedingungen
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Nichtwahrnehmbarkeit oder Fehlen der Sozialkontrolle (Gewalttätigkeit wird nicht sanktioniert)
Gewalt, die durch junge Menschen ausgeübt wird, ist immer im Kontext ihrer lebensweltlichen Bedingungen zu betrachten. Insofern kommt in der Gewaltprävention den Institutionen und Einrichtungen besondere Bedeutung zu, die sich mit der Ausbildung, Erziehung und Förderung junger Menschen befassen. Schule als Einrichtung, die sich mit Ausbildung und Erziehung von jungen Menschen befasst, nimmt neben dem Elternhaus eine zentrale Stelle ein.
Exzessive Gewaltausbrüche mit tödlichem Ausgang, wie Suizide oder Amoktaten, sind an Schulen und generell sehr seltene Ereignisse. Zum Schulalltag jedoch gehören – und das gilt für viele Schülerinnen und Schüler inzwischen als "normal" – Mobbing, Raufereien, Beleidigungen und ein generell rüder Umgangston. Opfer dieser Gewalttätigkeiten laufen Gefahr, Gewalt als geeignetes Mittel zur Durchsetzung eigener Interessen zu lernen.