Integration-Baustein der Gewaltprävention!?
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Unterstützt wurden die Veranstalter, Zentrale Jugendkoordination und die Regionale Geschäftsstelle Mittelhessen des Netzwerks gegen Gewalt, bei Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung durch
- die Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Psychologie & Zentrum für Konfliktforschung,
- Einsicht – Marburg gegen Gewalt,
- das Institut Impuls Marburg - Institut für konstruktive Konfliktbearbeitung
- die Wirtschaftsschule am Oswaldsgarten - Berufliche Schule Gießen und
- MethoDactics Heidelberg.

In seiner Begrüßung zeigte sich Herr Polizeipräsident Paul sehr erfreut über die Vielfalt der anwesenden Professionen und betonte die Wichtigkeit von vernetzter Präventionsarbeit.

Thematisch in den Fachtag führte Professor Dr. Wagner von der Philipps-Universität Marburg mit seinem Vortrag „Integration als Prävention“ ein. Insbesondere nahm er Stellung zu den Themen:
- Polarisierung zwischen Gruppen
- Zielvorstellungen des Zusammenlebens
- Was können wir tun?
Anhand des Akkulturationsmodels des Kanadischen Psychologen John W. Berry erläuterte Professor Dr. Wagner die Begriffe:
- Integration,
- Assimilation,
- Separation und
- Exklusion.
Mittels der Grafik „Akkulturationsstrategien“ und den Kriterien
- Wird es als sinnvoll angesehen die eigene kulturelle Identität beizubehalten?
- Wird es als sinnvoll angesehen Beziehungen zur anderen Kultur aufzunehmen?
erfolgte im Plenum die Feststellung, dass es für gelungene Integration nicht ausreicht, beispielsweise nur Wohnraum zur Verfügung zu stellen oder Zugänge zur Berufsausbildung zu schaffen.
Vielmehr wurde betont, dass für gelungene Integration beide Gruppen, die Gruppe der Aufnahmegesellschaft und die einwandernde Gruppe, „gefordert“ sind aufeinander zuzugehen. So müssten seitens der Aufnahmegesellschaft nicht verhandelbare Werte im Sinne von Akkulturationsforderungen vorgegeben werden, z.B. die uneingeschränkte Gültigkeit des Grundgesetztes auch für neu ankommende Gruppen und Personen. Auch die Mehrheitsbevölkerung müsse bereit sein, für sie ungewohnte Verhaltensweisen zu verstehen und sich auf neue Erfahrungen einzulassen, bestimmte Dinge z.B. in der bürokratischen Organisation oder der Alltagspraktiken zu verändern.
Eine Kernaussage des sich anschließenden Vortrages „Interkulturelle Kompetenz – Grundlagen für Gewaltprävention und Integrationsförderung“ des Instituts Impuls Marburg – Institut für konstruktive Konfliktbearbeitung war, dass die Gruppenleitung/Klassenleitung besonders in Gruppen mit heterogenen Kulturhintergründen eine Verantwortung für die Anleitung zu einem guten Miteinander hat.

Hierzu führten die Referenten Frau Bunte und Herr Korodowou an, dass insbesondere
- zur Gruppenbildung,
- zum Abbau von Vorurteilen,
- zur Kommunikation und
- zur Kooperation
kooperative Lernmethoden Teambildungsprozesse erheblich fördern können.
Anhand „kultureller Unterschiede“, welche sich von „Nähe und Distanz“, „Familienverständnis“, „Rolle der Familie“, „Glaube“, „Essgewohnheiten“ „Blickkontakt“ über „Zeitverständnis“ bis zum „Lärmverständnis“ und „Begrüßung“ (Aufzählung ist nicht abschließend) erstrecken und nicht selten zu „Stolpersteinen“ in der Begegnung von unterschiedlichen Gruppen führen, verdeutlichten die Referenten durch Zeichnungen und eigene Erfahrungen, dass der Erwerb von interkultureller Kompetenz unabdinglich für gelingende Integrationsprozesse ist.
Als ein Beispiel führte Herr Korodowou an, dass in seinem Heimatland Togo der Busfahrer auf Fahrgäste wartet um so viele Personen wie möglich mitzunehmen und in Deutschland die Fahrgäste auf den Bus warten müssen, wenn sie mitfahren möchten. In Ländern wie Togo ist es deshalb nicht möglich exakte Angaben zu machen, um wieviel Uhr man zu einem Termin kommen wird. Dieses andere Aufwachsen mit der Zeit führt bei den Menschen zu einem unterschiedlichen Zeitmangment.
Laut den Ausführungen des Instituts Impuls Marburg ist interkulturelle Kompetenz die Fähigkeit, mit Individuen und Gruppen anderer Kultur erfolgreich und angemessen zu interagieren. Wie diese Kompetenzen in der Praxis erworben werden können, stellten Frau Suppmann, Zentrale Jugendkoordination des Polizeipräsidium Mittelhessen, und Dr. Siebert von der beruflichen Schule „Wirtschaftsschule am Oswaldsgarten“ vor.
An der Schule erwerben Schülerinnen und Schüler der „InteA-Klassen“ (InteA - Integration durch Anschluss und Abschluss) zusätzlich zu den schulischen Kompetenzen, Kompetenzen für den Lebensalltag.
Auf Initiative von Dr. Siebert hat sich zwischen der Wirtschaftsschule am Oswaldsgarten und weiteren Schulen mit InteA-Klassen eine Kooperation mit
- der Wohnbau Gießen,
- Wildwasser Gießen e.V.,
- den Integrationslotsen,
- dem Jugendbildungswerk der Stadt Gießen und
- dem Polizeipräsidium Mittelhessen
gebildet um den Schülerinnen und Schüler der InteA-Klassen Alltagskompetenzen zu vermitteln. Hierzu haben die vorgenannten Kooperationspartner Module erarbeitet mit denen sie die Schülerinnen und Schüler der InteA-Klassen bei deren Integration unterstützen möchten.

Das „Modul Polizei“ in dem
- die Grundlagen einer Demokratie,
- die Struktur der Polizei und
- deren Arbeitsbereich
erläutert wurde, stellte Frau Suppmann vor.

Neben Wissensvermittlung bot die Fachveranstaltung Raum für den Austausch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und eine „Börse“ mit dem Wunsch zur Vernetzung. Festgehalten werden kann, dass die Veranstaltung von den Teilnehmerinnen und Teilnehmer als Bereicherung gesehen wurde. Dies, sowie der Wunsch nach weitergehenden Veranstaltungen zu den Themen:
- Integrationsangebote,
- Gewaltprävention,
- Interkulturelle Kompetenz und
- netzwerken/kooperieren
war den Rückmeldungen zu entnehmen.
@Dirk Zettner, Netzwerk gegen Gewalt, Regionale Geschäftsstelle Mittelhessen