Gewaltprävention durch und im Sport beim Midnight-Ball in Korbach am 15.10.2022 durch das Netzwerk gegen Gewalt der Regionalen Geschäftsstelle Nordhessen
Samstagabend in Korbach: 10 Mannschaften tummelten sich als Spieler in der Hauerhalle, um sich miteinander bei einem nächtlichen Basketballturnier zu messen. Während sie die Bälle in den Korb warfen, schallte ganz stilecht Hip-Hop aus den Boxen.
Häufig ertönte eine männliche Stimme mit den Worten: „Good Shut“ oder „Good Move“ und lobt dabei einen guten Wurf oder einen besonders formvollendeten Korbleger. Dabei spornte diese Stimme, welche zu Joe Asberry gehört, andere Spieler mit den Worten an: „Com on, let’s go“ an. In Korbach und in anderen Orten in Deutschland steht er für die Vermittlung von Werten, sowie die Stärkung von Kompetenzen. Der heute 47-jähriger US-Amerikaner glaubt nicht nur, dass ein solche Umsetzung über Sport möglich ist, denn aus eigener Erfahrung weiß er es. Nach eigenem Bekunden hat Basketball sein Leben gerettet.
In den Problemvierteln der kalifornischen Bay Area zwischen Oakland und San Francisco, kam Asberry früh mit der Härte der dort ansässigen Gangs in Berührung. Aufgrund von Disziplinlosigkeiten konnte er sein Talent auf dem College zwar zeigen, machte aber die Tür den üblichen Weg für den Profisport entdeckt zu werden, selbst zu.
So führte er ein Spagat zwischen Basketball und Bandenleben durch. Im Verlauf zahlreicher Turniere wuchs er in den frühen 90er Jahren zu einem Streetbasketballstar heran. Damals konnte er wie kaum ein anderer den Ball mittels Dunking in den Korb stopfen, weshalb er wegen seiner Sprunggewaltigkeit auch „Jumping Joe“ genannt wurde. Aber als er nach einem Turnier heimkehrte, fiel er in die alten Verhaltensmuster zurück: Kriminalität, Gewalt, Drogen.
„In dieser Zeit habe ich gesehen wie Menschen erschossen worden sind. Freunde von mir wurden verhaftet oder sind an einer Überdosis gestorben“, so Asberry.
Im Alter von 28 Jahren, als der Profibasketballzug fast abgefahren erschien, gab ihm sein Talent noch eine weitere Chance. Diesmal griff er zu. Er lies das Gangsterdasein hinter sich und konzentrierte sich voll auf den Sport. Nach der Unterschrift des ersten Profivertrages in Japan lauteten die weiteren Profistationen von Asberry: Deutschland, Finnland, Schweiz und Luxemburg. Am Ende seiner Karriere entschloss er sich, sein Wissen und seine Erfahrungen an Jugendliche weiterzugeben.
Deutschlandweit ist er in der Prävention unterwegs und vermittelt, dass das „Gangsterleben“ nicht so cool ist, wie es in den Filmen zu sehen ist.
Asberry war an mehreren Tagen und an mehreren Schulen in Korbach unterwegs. Neben der Präventionsbotschaft „No crime, no violence und no drugs“ hörte er sich die Probleme der Jugendlichen an und gab ihnen Ratschläge beziehungsweise zeigt ihnen Perspektiven auf. Und am Samstagabend spielte er mit ihnen auch Basketball und nahm den einen oder anderen Wurf auf den Korb.
Durchgeführt, initiiert und unterstützt wurde die ganze Aktion durch Andrea Franke (Koordinierungsstelle Prävention der Stadt Korbach), Mehmet Kahya (Streetworker, Jugendhaus Korbach), Jan Seemke (Abteilungsleiter Basketball TSV Korbach), Sascha Aschermann (Regionaler Geschäftsführer des Netzwerk gegen Gewalt) sowie weitere Institutionen.
Der regionale Geschäftsführer des Netzwerk gegen Gewalt wirkte nicht nur als Mit-Initiator, sondern auch als Schiedsrichter bei dem Turnier mit.