Im Dezember 2002 hatte die Hessische Landesregierung, nach dem Amoklauf in Erfurt, die Einrichtung eines ressortübergreifenden Netzwerks gegen Gewalt beschlossen, um dem Phänomen „Gewalt“ wirkungsvoll entgegenzutreten und junge Menschen mit Handlungskompetenzen zur Konfliktbearbeitung auszustatten. Damit einhergehend wurde Gewaltprävention zu einem besonders wichtigen Thema der politischen Gestaltung und inhaltlichen Weiterentwicklung gemacht.
PiT-Hessen
Historie & Erfolgreiche Projekte
Historische Entwicklung des Programms
2002 | Eine Projektgruppe aus Mitgliedern der Arbeitsgruppe „Jugendkriminalität“ des Landespräventionsrats und anderen, in der Präventionsarbeit erfahrenen Personen, erhält der Auftrag ein hessisches Gewaltpräventionsprogramm zu entwickeln. Parallel dazu initiiert der hessische Innenministers Volker Bouffier eine interministerielle Arbeitsgruppe mit dem Namen „Netzwerk gegen Gewalt“. Ziele sind die Koordination der Arbeit der unterschiedlichen Akteure der Gewaltprävention und die Unterstützung ihrer gemeinsamen Arbeit durch längerfristige Kooperationen. Im Fokus stehen insbesondere die staatlichen Schulämter, Schulen, die öffentlichen und freien Träger der Jugendhilfe und die Dienststellen der Polizei und der Staatsanwaltschaft. PiT- Hessen ist das erste operative Projekt des neu gegründeten „Netzwerks gegen Gewalt“. Träger des Netzwerks gegen Gewalt sind drei hessische Ministerien: Das Hessische Ministerium des Innern und für Sport, das Hessische Kultusministerium und das Hessische Ministerium für Soziales und Integration. |
2004 | PiT (Prävention im Team) Hessen“ wird 20 Frankfurter und Offenbacher Sekundar-schulen als ein opferzentriertes Gewaltpräventionsprogramm für den öffentlichen Raum angeboten. Schüler*innen können trainieren, nicht zum Opfer gewalttätiger Situationen zu werden. PiT ist für Schüler*innen des Jahrgangs sieben konzipiert. Die Durchführung des Programms an den beteiligten Schulen ist zunächst auf drei Jahren befristet. |
2005 |
Die Wirksamkeit der ersten Trainingswelle des Frankfurt Offenbacher Modelprojekts wird durch die Philipps Universität Marburg evaluiert und festgestellt.
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2007 | Mögliche Verhaltensänderungen der Schüler*innen und mögliche Auswirkungen des Programms auf die Organisationsentwicklung der beteiligten Schulen werden in einer zweiten Evaluation durch die Philipps Universität Marburg untersucht. Auch diese Untersuchungen ergeben, dass es sich mit PiT-Hessen um ein wirksames Projekt handelt. Aufgrund dieser Erkenntnisse wird PiT-Hessen interessierten Schulen nun hessenweit angeboten. Alle Sekundarschulen können sich um die Teilnahme am Programm bewerben. |
2008 | PiT-Teams (bestehend aus zwei Lehrer*innen, einer Polizist*in und einer Sozialpädagog*in) der teilnehmenden Schulen werden zu einer überörtlich angebotenen dreitägigen PiT-Grundlagenausbildung eingeladen. Dort werden Inhalte und Methoden des Programms vermittelt. Großer Wert wird von Beginn an auf die Vermittlung der partizipativen Haltung (Gewaltfreiheit, Opferzentrierung, Betroffene werden zu Beteiligten) des Programms gelegt. |
2009 |
Das Programm verfügt über insgesamt 10 Module (Was ist Gewalt, Konflikteinstieg, Konfliktausstieg, Helferverhalten, Helfen in der Schule, Öffentliche Gewalt, sexuelle Belästigung, virtuelles Magnetfeld, Rechtsextremismus, Mr. Emotio Schwerpunkte der anfangs vier, später fünf PiT-Projekttage sind:
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2012 | Hessenweit werden den PiT-Teams lokale Fortbildungstage angeboten. Die Phillips Universität Marburg stellt den dritten Teil der Langzeitevaluation zur Wirksamkeit von PiT-Hessen vor. |
2013 | Die Phillips Universität Marburg stellt den Abschlussbericht der Langzeitevaluation vor. Die Wirksamkeit des Programms bestätigt sich. Die Forscher*innen empfehlen zur Festigung der Inhalte des Programms (Nachhaltigkeit) Auffrischungstage (Booster Sessions) in den, dem PiT-Trainingsjahr folgenden beiden Schuljahren. Die Kooperationsvereinbarungen zur Fortführung des Programms für weitere fünf Jahre werden von den beteiligten Ministerien (Hessisches Kultusministerium, Hessisches Ministerium des Innern und für Sport und dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration) unterzeichnet. |
2017 | PiT-Hessen erweitert die Trainingsinhalte des Programms um den Bereich des öffentlichen Raums Internet. Das Programm möchte die Medienerziehung der hessischen Schulen unterstützen. Schüler*innen erhalten während der PiT-Trainings die Möglichkeit im Diskurs, Themen der digitalen Ethik zu reflektieren. Sie sollen darin unterstützt werden, eine Haltung zum Umgang mit den eigenen Daten und den Daten anderer Personen im Internet, zu entwickeln. |
2018 | Beginn der Überarbeitung der Handreichungen zum Programm „PiT-Hessen“ (PiT-Reader). Die Evaluation des Programms und Erfahrungen in der praktischen Umsetzung von PiT-Hessen in Förderschulen zeigen, dass für das PiT-Training in Förderschulen Differenzierungen von Inhalten und Methoden nötig sind. Das berücksichtigt das neue „PiT-Praxis-Handbuch. Es wird um den Teil „PiT-Hessen für Schüler*innen mit besonderen Bedarfen“ erweitert. Methoden und Inhalte der PiT-Projekttage werden um den Bereich „PiT–Hessen und der öffentliche Raum Internet“ erweitert. |
2019 | Die Kooperationsvereinbarungen zur Fortführung des Programms für weitere fünf Jahre, werden von den beteiligten Ministerien unterzeichnet. |