100 Teilnehmende aus den Bereichen Schule, Polizei, Justiz, Soziales und Kommunen besuchten in Frankfurt die Fachtagung „Mit Toleranz und Respekt für ein gewaltfreies Miteinander“.
Rückschau
"Mit Toleranz und Respekt für ein gewaltfreies Miteinander"
Nach der Begrüßung durch Konstanze Schmidt, zentrale Geschäftsstelle Netzwerk gegen Gewalt, sprach Justizminister Prof. Dr. Roman Poseck ein Grußwort.
Der Minister wies in seinem Beitrag darauf hin, dass alle Menschen aufgerufen seien, an einem toleranten und respektvollen Umgang mitzuwirken. „Hass und Hetzte sind Gift für unser friedliches Zusammenleben. Prävention und Repression sind gleichermaßen wichtig, um Verrohrungen in unserer Gesellschaft entgegenzuwirken.“
Der Vortrag von Prof. Dr. Dirk Baier setzt sich mit dem Thema „Jugendgewalt – Aktuelle Trends und Folgerungen“ auseinander. Prof. Dirk Baier ging in seinem Vortrag auf die Entwicklung der Jugenddelinquenz ein, nannte mögliche Ursachen und Handlungsoptionen.
Des Weiteren wurden fünf Workshops zu folgenden Themen angeboten:
Workshop 1: Die positiven Effekte der Peers im kriminalpädagogischen Jugendprojekt Teen-Courts
Fünf sehr engagierte Jugendrichterinnen und Jugendrichter stellten zusammen mit ihrem Projektleiter Oliver Schillimat, das kriminalpädagogische Jugendprojekt Teen-Court vor und berichteten von ihren Erfahrungen. Für ihre Aufgabe haben sie eine entsprechende Schulung erhalten. Bei der ersten Straffälligkeit Jugendlicher ist oftmals kein förmliches Verfahren notwendig – die Staatsanwaltschaft gibt dann kleinere Vergehen an die Schülergerichte ab. Ziel des Jugendprojektes ist es, dass sich Jugendliche in einem Schülergremium mit der Tat auseinandersetzen und verstehen, dass straffälliges Verhalten nicht toleriert wird. Das Schülergericht kann Maßnahmen beschließen. Teen-Court gibt es derzeit bei den Staatsanwaltschaften in Limburg und Wiesbaden.
Workshop 2: „Kontakt kann helfen – aber was genau kann man tun?“
Kontakt kann helfen, Toleranz und respektvolle Konfliktlösungen zu fördern. Das haben vielfältige Studien gezeigt. Aber was genau kann man tun, um Menschen dazu zu bringen, sich mit den Abgelehnten überhaupt einzulassen? Und wie müssen solche Kontakte gestaltet sein? Was kann schiefgehen? Nach den Ausführungen von Prof. Wagner diskutierten die Teilnehmenden über Möglichkeiten der Umsetzung und reflektierten ihre unterschiedlichen Erfahrungen.
Workshop 3 "Gewaltfreie Kommunikation klar äußern – verständnisvoll zuhören als Beitrag für Toleranz, Respekt und ein gewaltfreies Miteinander"
Im Kurzworkshop „Gewaltfreie Kommunikation“, durchgeführt vom Institut Impuls aus Marburg, lernten die Teilnehmenden neue Wege kennen, ihr Anliegen zugleich klar und wertschätzend zu formulieren und die Anliegen der Anderen auch bei sehr unterschiedlichen Sichtweisen und Interessen zu verstehen. Die „Gewaltfreie Kommunikation“ nach Marshall Rosenberg bietet auch eine Unterstützung in angespannten Situationen selber gelassener reagieren zu können. Sie kann somit einen großen Beitrag für Toleranz, Respekt und ein gewaltfreies Miteinander leisten.
Workshop 4: Präventionsprogramm Respekt Coaches
Anna Meißner und Julia Sehn, vom Jugendmigrationsdienst, Diakonie Main-Taunus erläuterten das Programm, das im kommenden Jahr aus finanziellen Gründen nicht mehr angeboten wird. Somit war mit dem Workshop die Hoffnung verbunden, das Ziele und inhaltliche Elemente des Programms auch für die Präventionsarbeit der Teilnehmenden interessant und nutzbar gemacht werden könnten.
Workshop 5: Eine Frage der Ehre – Ansätze für die Gewaltprävention mit (geflüchteten) Jugendlichen am Beispiel des Projektes BROTHERS
Frau Julia Pfrötschner, Projektkoordination des Projekts BROTHERS, stellte mit ihrer Kollegin Raz Khafaf das Projekt BROTHERS vor. Das Projekt begleitet (männliche) Jugendliche und junge Erwachsene in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und setzt Impulse zur Reflexion u.a. über Geschlechterrollen und Zukunftsperspektiven. Durch eine geschlechter- und rollensensible Präventionsarbeit unterstützt BROTHERS die Identitätsbildung junger Menschen u.a. in Hinblick auf demokratische Werte und Anerkennung von Chancengleichheit aller Geschlechter. Die Evaluation des Projekts ist abgeschlossen und die Ergebnisse veröffentlicht. Diese zeigen eine deutliche Wirksamkeit auf verschiedenen Ebenen und bei den verschiedenen Zielgruppen. So waren Veränderungen bei Einstellung und Verhalten festzustellen sowie ein Lern-und Kompetenzzuwachs.
Die Fachtagung erbrachte insgesamt eine positive Resonanz. Weitere Veranstaltungen zu dem Themenbereich wurden von den Teilnehmenden gewünscht.