Jugendliche an einer Hörstation, an der Erlebnisse von Jugendlichen abgespielt werden.

ECHT KRASS! Interaktive Ausstellung zur Prävention vor sexualisierter Gewalt für Jugendliche ab 14 J

Ein hoher Anteil der Jugendlichen ist schon mit sexualisierter Gewalt in Berührung gekommen. Sei es durch eigenes Erleben oder auch durch Erleben von Freundinnen oder Freunden.
Sexualisierte Gewalt kommt in den unterschiedlichsten Ausprägungen vor. Sexuelle Grenzverletzungen sind ebenso ein Teil davon wie Missbrauchserfahrungen oder Kontakt mit (kinder-)pornografischem Bild- oder Filmmaterial.

Lesedauer:5 Minuten

Mehr und mehr verschwimmt die Grenze zwischen analoger und digitaler Realität. Unser gesamtes Umfeld besteht aus starken, immerwährenden Einflüssen durch Aufeinandertreffen von Personen in der Realität und im Digitalen. Auch stets präsente Medieneinflüsse durch soziale Medien, TV, Werbung tragen ihren Teil dazu bei. Mädchen und Jungen können heutzutage so eine Vielfalt an verbalen, körperlichen und medialen sexuellen Übergriffen erleben, die sie öfter gar nicht als solche wahrnehmen.

Das Petze-Institut für Gewaltprävention gGmbHÖffnet sich in einem neuen Fenster hat mehrere Ausstellungen und Projekte zu unterschiedlichen präventiven Themenstellungen, jeweils sprachlich und funktional angepasst auf eine bestimmte Altersklasse, konzipiert.

ECHT KRASS

Die Ausstellung bietet den Aufhänger, um Jugendliche ab 14 Jahren über das Thema der sexuellen Grenzverletzung aufzuklären und dieses im Unterricht zu bearbeiten. Täter- und Täterinnenverhalten kann dadurch vorgebeugt werden und Betroffene werden darin gestärkt, Grenzverletzungen zu erkennen. Sie lernen das regionale Hilfesystem kennen und bauen dazu  Vertrauen auf.

5 schützende Bedingungen

Wissen schützt! Ausgehend von dieser Grundannahme basiert die Ausstellung ECHT KRASS! auf diesen 5 Grundannahmen der Prävention vor sexuellen Grenzverletzungen.

Wissensvermittlung über das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung sowie über die Gesetzeslage, sexuellen Missbrauch durch Erwachsene und sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen.

Reflektion von gesellschaftlichen Geschlechtsrollenzuweisungen und deren Bedeutung für die Anbahnung und Gestaltung von sexuellen Beziehungen und sexuellen Grenzverletzungen.

Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit Peergroup-Dynamiken, die Einfluss auf sexuelle Grenzverletzungen haben können.

Auseinandersetzung mit Kommunikationsmustern bezüglich sexueller Wünsche und Grenzsetzung mit dem Ziel der respektvollen und eindeutigen Kommunikation.

Zugang zum regionalen und überregionalen Hilfenetz herstellen sowie für betroffene und grenzverletzende Jugendliche das deutliche Signal: „Betroffene sind nicht schuld! Verantwortlich sind immer Täter und Täterinnen.“ setzen.

Jugendliche sollen darin gestärkt werden, sexuelle Grenzverletzungen wahrzunehmen und Grenzen nicht zu überschreiten, sich gegen Übergriffe zu wehren und sich frühzeitig Hilfe zu holen. Die interaktive Wanderausstellung bietet Jugendlichen der 7. bzw. 8. Klasse (ab 14 Jahren) einen Erlebnisrahmen, in dem diese sich spielerisch, erkenntnis- und handlungsorientiert mit den einzelnen Aspekten von Sexismus, sexualisierter Gewalt und Schutzrechten auseinandersetzen können. Diese sind als Mitmach-Parcours gestaltet.

5 Themen - 5 Stationen

Die Ausstellung arbeitet mit 5 dreiwändigen Präventionsstationen mit jeweils noch einer Intro-Kabine, die das jeweilige Thema erlebbar macht.

„Noch schön oder schon sexistisch?“ Zehn Bilder zeigen Ausschnitte aus Werbeanzeigen, aus Videoclips bis hin zu privaten Schnappschüssen. Mit Schiebern bewerten die Jugendlichen, ob sie die jeweilige Situation sexistisch finden oder nicht.

„Wenn das Netz zum Tatort wird …“ Auf einem Bildschirm sehen die Jugendlichen vier Bildgeschichten, in denen sexuelle Grenzverletzung im Internet thematisiert werden. Diese können über vier Taster angewählt werden.

„Alles Porno oder was?!“ Pornos befördern Mythen über Sexualität, die mit dem echten Leben nichts zu tun haben. Auf zehn Herzchenklappen werden diese Mythen aufgegriffen. Jeweils dahinter finden sich in Gucklöchern Szenen aus Pornos, die mit Barbie- und KenPuppen nachgestellt wurden. Kurztexte klären über die Realität auf.

„Was guckst du?“ Neben den drei Informationsseiten bietet diese Station eine begehbare Kabine, in der sich mehrere Augenpaare taxierend, flirtend, aggressiv usw. auf den Besucher und die Besucherin richten.

„Netter Flirt oder blöde Anmache?“ Auf Tellern stehen 15 Flirt- und Anmachsprüche zur Auswahl. Die Jugendlichen bewerten, ob sie einen Spruch gut, schlecht oder mittelmäßig finden, indem sie den jeweiligen Teller den drei Kategorien „Supergut!“, „Geht gar nicht!“ oder „Naja …“ zuordnen. Alle Jugendlichen können sich aus dem unteren Spender eine Karte mitnehmen, die positive Tipps zum Flirten enthält.

„Aus mit der Anmache!“ Über Taster können acht Audiokommentare angewählt werden: Mädchen und Jungen erzählen von Situationen, in denen sie selbst oder andere mies angemacht wurden. Zusätzlich erhalten die Jugendlichen Tipps, wie sie mit blöden Anmachen umgehen können.

„Ego-Shooter oder Team-Player?“ Die Jugendlichen entscheiden sich bei sieben Fragen jeweils für diejenige von drei möglichen Antworten, die auf sie persönlich am ehesten zutrifft. Für jede Antwort, die jeweils mit S, E oder X gekennzeichnet ist, ziehen die Jugendlichen auf dem „Rechenschieber“ ein Herzchen vor. Am Ende werden die Herzchen ausgezählt – je nach Ergebnis wird die Auflösung unter der entsprechenden Klasse gelesen.

„Mach mich nicht an!“ Im Innenraum der Station werden Anmach- und Flirtsprüche akustisch erfahrbar.

„Wo hört der Spaß auf?“ Die Illustration zeigt zahlreiche Situationen, die von den Jugendlichen durch farbige Magnete bewertet werden sollen: Die grünen Magnete stehen für Situationen selbstbestimmter Sexualität, die roten für übergriffige Situationen. Nach der Übung werden die Magnete wieder an den Ausgangspunkt zurückgesetzt.

„Lass laufen oder ist jetzt Schluss?“ Auf sechs Klappen werden in Text und Bild verschiedene Szenen zum Kennenlernen, zu Dates und zu Beziehungen präsentiert. Auf kleinen Rollen können die Jugendlichen eindrehen, welche Einstellungen sie zu dem jeweiligen Thema haben oder wie sie sich verhalten würden. Hinter den Klappen finden sie Tipps oder Kernaussagen dazu.„Mädchen ticken anders – Jungs auch!“ Rund um die Themen erotischer Kontakt und Anbahnung von Sex existiert eine Vielzahl von Vorstellungen darüber, wie Mädchen und Jungen sich verhalten sollten. In sechs Kurzfilmen können die Jugendlichen auf einem Bildschirm sehen, wie sich Klischees von der Realität unterscheiden und welche Probleme daraus entstehen können.

„Fass mich nicht an!“ Wie bedrückend es ist, gegen den eigenen Willen „angefasst zu werden“ erleben die Jugendlichen im Erfahrungsraum der Station, die mit mehreren Kunststoffhänden ausgestattet ist.

„Dabeisein ist alles?“ Die Illustration beschreibt eine Mobbingsituation, bei der (fast) alle Beteiligten in Sprechblasen zu Wort kommen. Was die einzelnen Cliquenmitglieder jedoch wirklich denken und fühlen, können die Jugendlichen über Taster der Hörstation abrufen.

„Zwischen Himmel und Hölle“ Mehrere Magnetteller beschreiben verschiedene Situationen in Liebesbeziehungen. Die Jugendlichen ordnen diese auf der Skala zwischen „Himmel & Hölle“ ein.„Hinter verschlossenen Türen …“ Sechs Klapptafeln greifen Situationen auf, in denen Jugendliche von Personen, denen sie vertrauen, ausgenutzt und missbraucht werden. Hinter den Klappen finden die Jugendlichen entsprechend hilfreiche Tipps und Informationen. Auf dem kleinen Bildschirm wird zusätzlich der Rap „Die Würde des Menschen“ von Escrima65 gezeigt.

„Da krieg ich Herzrasen!“ Der Sturm der Gefühle wird im Innenraum der Station erfahrbar gemacht und der Unterschied zwischen Abhängigkeit, Missbrauch und Liebe thematisiert.

„Vergewaltigung!“ Auf zehn Schwenktellern lesen die Jugendlichen weit verbreitete Mythen über sexuelle Grenzverletzungen und Vergewaltigung. Hinter den Tellern finden sie Informationen über den Wahrheitsgehalt der Aussagen.

„Tatsächlich strafbar?!“ Auf neun Schiebetellern werden Szenen vorgestellt, in denen das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung verletzt wird. Die Jugendlichen ordnen diese beispielhafte Auswahl an Tatbeständen den passenden Paragrafen des Strafgesetzbuches zu.

„Das geht nicht spurlos vorbei!“ Sexuelle Gewalt durch andere Jugendliche ist kein harmloser Spaß oder bloße Gedankenlosigkeit. Unter welchen Folgen die Betroffenen leiden, erfahren die Jugendlichen an dieser Hörstation von 16 Mädchen und Jungen.

„Im Namen des Volkes …“ Im Erfahrungsraum hören die Jugendlichen, wie vor Gericht ein authentisches Urteil gesprochen wird.

Die Thematisierung sexueller Grenzverletzungen und sexualisierter Gewalt erfordert ein kompetentes Umfeld. Deshalb werden Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte vor dem Ausstellungbesuch mit der Klasse oder Jugendgruppe fortgebildet und auf die pädagogische Arbeit mit den Jugendlichen vorbereitet. Eltern und Sorgeberechtigte werden informiert und sensibilisiert. Zudem werden regionale und überregionale Hilfs- und Beratungsmöglichkeiten bekannt gemacht der Kontakt zwischen Beratungsstellen, Schule und Jugendarbeit wird gefördert.

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