„Wir brauchen eine Kultur des Hinsehens und Helfens!“ Ein junger Mann wird in einer Seitenstraße bedroht – was nun? Einfach abwarten? Schnell weiter? Voll drauf? „Zum Glück leben wir in einer Gesellschaft, die in den vergangenen Jahren sehr friedlich geworden ist. Doch gerade deswegen sind viele Menschen in Konfliktsituationen überfordert und ziehen sich eher zurück als einzuschreiten“, beschreibt Sozialpsychologe Prof. Dr. Ulrich Wagner von der Universität Marburg das Problem, dem sich der neue Spot der Zivilcouragekampagne Gewalt-Sehen-Helfen annimmt.
Wagner ist Leiter der Marburger Gewaltpräventionsinitiative „Einsicht – Marburg gegen Gewalt“, unter deren Dach der dreiminütige Kampagnefilm in enger Kooperation zwischen Universitätsstadt Marburg, Landkreis Marburg-Biedenkopf, der Marburger Polizei und der Philipps-Universität entwickelt wurde. Gewalt-Sehen-Helfen ist ein Programm des Landes Hessen, das Menschen für Gewaltsituationen im öffentlichen Raum sensibilisieren möchte. Die zentrale Botschaft der Kampagne ist, dass jeder Mensch, unabhängig von Alter, Geschlecht oder körperlicher Konstitution Hilfe leisten kann, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Wie dies funktioniert, können Interessierte in den halb- bis dreitägigen Gewalt-Sehen-Helfen-Trainings erfahren. Die Universitätsstadt Marburg und der Landkreis Marburg-Biedenkopf beteiligen sich seit mehreren Jahren an der Kampagne. Die Programminhalte und das Angebot der Schulungen sollen durch den Filmspot nun noch stärker beworben werden. Gewalt-Sehen-Helfen wird vom Netzwerk gegen Gewalt getragen. Die Finanzierung des Filmprojekts kam vom Hessischen Ministerium des Innern und für Sport. Gedreht wurde im Oktober 2014 in der Marburger Oberstadt. Am 26. März 2015 folgte dann ein Festakt zur offiziellen Vorstellung des Films im Marburger Cineplex. Thematisiert wird die Willkür und die Machtlosigkeit gegenüber der Gewalt im Alltag. Mit dem Stilmittel, unterschiedliche Handlungsszenarien für dieselbe Situation aufzuzeigen, bietet der Film mehrere Identifikationsmöglichkeiten und regt zur Selbstreflexion an. „Den Menschen die Angst zu nehmen, sich falsch zu verhalten“ sei das Ziel seines Kurzfilms sagte Regisseur Dr. Thomas Rösser dazu auf der Premierenveranstaltung. Landrätin Kirsten Fründt und Oberbürgermeister Egon Vaupel setzen dafür auf eine hohe Verbreitung dieses visuellen Aufrufs über die Region Marburg hinaus: „Das ist das, was das Thema verdient. Wir brauchen eine Kultur des Hinsehens und Helfens!“ Opferzentriertes, Gemeinwesen orientiertes und gewaltfreies Eingreifen sind die Motive des Films und die Grundsätze der Kampagne Gewalt-Sehen-Helfen. Diese Botschaft kann per Video-Link über das Internet verbreitet werden – helfen Sie mit.